Mein Abenteuer Indien!

Ich erinnere mich an das Jahr 2012, ich wollte unbedingt für ein Jahr aus dem Alltag raus, neue Erfahrungen machen und sehen was die Welt noch so zu bieten hat. Natürlich muss so ein Jahr gut geplant sein und deshalb mussten wir viel organisieren, planen und vorbereiten bevor es überhaupt losgehen konnte. Seeehr lange habe ich die Tage gezählt und ich war super aufgeregt – auf mein Jahr in Indien. Natürlich ist die Zeit schnell vorbei geganagen und schwups saß ich schon im Flieger in Richtung Indien. Sobald ich in Indien angekommen war, wurde ich plötzlich mit so komischen, neuen Situationen konfrontiert und auf einmal ist niemand mehr vor Ort der dich unterstützen kann. Von diesem Moment an war ich – zumindest vorerst – auf mich allein gestellt. Die erste Phase ist wirklich nicht easy, vorallem in einem Land das so unterschiedlich zu ‘meiner gewohnten Welt’ ist. Zuerst ist es wichtig immer im Kopf zu haben, dass nicht alles was in unserer Kultur okay ist auch für jemand anders aus einer anderen Kultur okay ist. Bei 45°C in Europa lange Sachen anziehen? Unvorstellbar! In Indien jedoch ein absolutes Muss. Bei der Begrüßung ausschließlich den Frauen die Hand schütteln, das wäre in Deutschland sehr unhöflich. In Indien mit seinem Lehrer diskutieren oder sich gegen einen Mann stellen- lieber nicht… 

Eins habe ich in Indien besonders gelernt: wir alle können uns sehr glücklich schätzen in einem Land wie Deutschland zu leben. Wir sind von keinen schlimmen Konflikten betroffen, bekommen Unterstützung vom Staat, bekommen Rente und eigentlich muss in Deutschland niemand auf der Straße leben. All das gibt es in Indien nicht! Ich bin so glücklich ein sicheres zu Hause zu haben, eine liebenswerte Familie und dazu kann ich eine hervoragene Schulbildung genießen. Doch ich habe nicht nur über ein anderes Land, eine neue Kultur sondern auch besonders viel über mich selbst gelernt. Wenn du ganz plötzlich nichts mehr kennst, dich neuen Gewohnheiten anpassen musst, die Sprache nicht ordentlich beherrscht und du niemanden um dich herum kennst, dann kannst du dich nur durchbeißen und das absolut Beste daraus machen. Und genau in diesen Situationen lernst du dich selber so gut kennen, du wächst an den Herausforderungen und gerade in Indien, wenn du siehst wie andere Menschen leben, denkst du über viele Dinge nach. 

Auch hier muss ich nochmal an den, von meinem Papa mindestens hundert Mal erklärten, Berg denken. Er erklärte mir vor meinem Auslandsjahr immer wieder, dass ich mich zuerst hocharbeiten muss, meinen Weg finden muss und es benötigt viel Kraft dafür, es stellen sich viele Hürden in den Weg doch wenn man erst oben angekommen ist, dann kann man den einzigartigen Blick und die Zeit ab diesen Moment richtig genießen. Er sollte mit diesem Beispiel immer Recht behalten. Denn wenn ich nun zurück auf mein Jahr in Indien blicke, dann kann ich das alles bestätigen. Zuerst kommt einem alles absurt vor – Menschen die mit Händen auf dem Boden essen, kein Toilettenpapier, Kamele & Elefanten auf der Straße, tägliche Stromausfälle für meist mehrere Stunden, verrückter Verkehr und nicht zu vergessen, das unterschiedliche Kopfwackeln beim Ja und Nein sagen. Doch ganz schnell bemerkst du, wie auch das für dich selber zur Gewohnheit wird und es plötzlich ganz selbstverständlich ist kein Besteck mehr zum essen zu benutzen. Und genau in diesem Moment, wenn all das Normalität geworden ist, hast du dich angepasst.

Es ist unmöglich für mich dieses ganze Jahr mit allen tollen und auch nicht so tollen Erfahrungen in einen letzten Blogeintrag zu verfassen, da man all diese Erfahrungen niemals irgendwie erklären kann, man muss es einfach erlebt haben! Ich erinnere mich daran, wie meine Eltern bei ihrem Besuch in Indien zu mir sagten: “Also durch deine Blogeinträge konnten wir uns schon einen Überblick von deinem Leben in Indien verschaffen, aber wenn man das alles erlebt, betrachtet man das alles nochmal aus einem anderen Blickwinkel. Was man hier alles erlebt und sieht, das kann man ja niemandem erklären…” Und so sehe ich mich schon wieder zurück in Deutschland vor einigen Leuten die dann fragen: “Und wie war dein Jahr in Indien?” und ich werde völlig ratlos dastehen und versuchen ein verrücktes Jahr Indien in ein paar Sätze zu packen. 

Meine Lieben, das Ende meines Auslandsjahres bedeutet auch das Ende dieses Blogs. Ich danke allen die mein Abenteuer hier verfolgt haben und immer fleißig am Lesen waren. Ich könnte so vielen Menschen danken, die zuallererst das ganze Jahr möglich gemacht haben und dann diejenigen die meine Zeit in Indien zu der wohl unvergesslichsten Zeit die ich bis jetzt hatte gemacht haben! Da diese Liste unendlich wäre möchte ich mich hier einfach nochmal kurz bei jedem einzelnen von euch bedanken- Vielen vielen Dank! 

Also an alle die Lust auf ein Abenteuer haben und über ein Auslandsjahr nachdenken, ich sage euch: Give it a try and take the risk! Ihr werdet, egal für welches Land ihr euch entscheidet, sehr viel lernen und mit unvergesslichen Lebenserfahrungen nach Hause kommen.

Nun ja, meine Reiselust ist durch Indien nicht gerade geringer geworden und wie der Zufall es wollte ist eins zum anderen gekommen und ich befinde mich nun für 3 Monate in Brasilien und stecke schon wieder in einer völlig anderen Kultur mit Samba, viel guter Laune und der bevorstehenden Weltmeisterschaft! Ich genieße es hier zu sein und meine letzte Zeit hier zu verbringen bevor ich mich in den Kulturschock Deutschland stürtze. Wir sehen uns in Deutschland – ich freue mich auf euch! Eure Laura :-)